Gardasee 2017
Herrliche Tour im Juli 2017 an den Gardasee, und von einem zentralen Hotel aus wunderschöne Touren über den Monte Baldo, in die Lessinischen Alpen und in die Poebene.
Auch die Hin- und Rückreise waren schön zu fahren.
Die Detailplanung der Touren habe ich wieder mit motoplaner.de gemacht. Da motoplaner nicht mehr existiert, habe ich die Routen auf kurviger.de nachgebildet.. Als Unterstützung auf dem Handy habe ich Navigon Cruiser genutzt.
Beide Tools (motoplaner und Navigon) haben im Zusammenspiel prima funktioniert. Tour auf motoplaner geplant, exportiert und dann mit Navigon Cruiser abgefahren. Eine (damals) zu empfehlende Kombination! Leider existieren heute (Stand 2023) beide Tools nicht mehr.
Ein Klick auf die Touren-Screenshots öffnet die Touren auf kurviger.de für die eigene Verwendung und zum Download der gpx-daten.
Tag 1: Anreise
Wir haben viel vor. Tagestour bis an den Südrand des Gardasee. Fast 600 km, angesagte reine Fahrzeit fast 8 Stunden. Und das wird erfahrungsgemäß mehr.
Also Gaaaaas …
Abfahrt in Stuttgart mit bereits 30 Minuten Verspätung. Danke an den Berufsverkehr. Trotzdem bei sonnigem Wetter los auf die Autobahn und ab über Ulm bis Reutte/Tirol auf der Autobahn. Dort kurzfristige Planänderung: statt über den Fernpass mit seinen Lastwagen Fahrt über das Lechtal und das Hahntennjoch bis Imst. Wieder ein paar Minuten oben drauf, die wir später ankommen werden. Auch egal …
Eine richtige Entscheidung. Schöne Strecke, tolle Kurven.
Danach geht es durchs Ötztal in Richtung Timmelsjoch. Das Ötztal zieht sich, eine reine Transitstrecke. Erschreckend zu sehen die Hotelburgen in Sölden, die in der Nicht-Ski-Saison ziemlich verloren aussehen.
Dann geht es hoch auf’s Timmelsjoch. Toller Pass. Ziemlich leer an einem Dienstag. Neu für mich ist der Motorrad-Klimbim, der an der Mautstelle veranstaltet wird, und der einen zwischen Staunen und Erschrecken pendeln läßt. Kommerz halt.
Weiter nach der Mautstelle in den schönsten Teil des Passes. Tolle Abfahrt ins Passeiertal und nach Meran. Und wir haben noch einige Kilometer vor uns. Also ab auf die Schnellstraße Richtung Bozen, um zwischendurch mal Kilometer zu machen. Dann runter von der Schnellstraße und über die Südtiroler Weinstraße bis Tramin. Auch wieder schön zu sehen. Wir haben aber schon deutlich nach 17 Uhr. Also wieder rauf auf die Autobahn und die letzten 100 km bis Affi/Gardasee Süd im Eiltempo.
Und endlich angekommen im Hotel. Prima. Motorräder abstellen, duschen und ab zum Essen. Und ein herrlich kühles Willkommensbier. So muss das sein, so kann es weitergehen.
Tag 2: Monte Baldo und Kaiserjägerstraße
Auf in den Berg. Monte Baldo liegt direkt vor der Haustür und ist die Legende am Gardasee. Wir werden sehen, warum.
Und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Ein herrlich zu fahrender Berg. Enge, aber gute Straßen. Dazwischen mal wieder freilaufende Kühe. Sind Kuhfladen eigentlich rutschig? Besser mal was langsamer fahren. Und wir werden belohnt mit einer herrlichen Aussicht und Kurven, Kurven, Kurven. Es werden nicht die einzigen bleiben. Nicht nur heute.
Abfahrt nach Rovereto. Mit jedem Höhenmeter runter steigt die Temperatur. Schnell durch die Stadt und wieder rauf in die Berge. Diesmal andere Talseite in Richtung Laimtal. Wir sind offenbar alleine unterwegs. Tolle Bergstraßen mit einem wundervollen Blick auf baumbewachsene Hänge. Ein Genuß zu fahren. Dann links ab Richtung Folgaria. Es geht weiter über Carbonare und viele kleine Straßen bis zur Kaiserjägerstraße.
Eng geht es zu dort. Und steil. Ich frage mich was passiert, wenn sich zwei Autos dort begegnen. Zum Glück muss ich es nicht erleben. Ein kurzer Halt am Aussichtspunkt Belvedere, der seinen Namen wirklich verdient. Wir fragen uns, wo die Straße unter uns verläuft?! Es geht in der Falllinie hinunter. Wo soll da noch eine Straße sein? Wir finden es heraus: eng am Hang gebaut, eine Seite Berg, die andere Seite steil hinunter. Und schmal, sehr schmal. Aber es lohnt sich, fahrerisch und vom Ausblick.
Weiter wieder hinauf auf der anderen Bergseite und zurück nach Folgaria und über Mezzomonte di Sopra wieder hinab nach Rovereto.
Es geht wieder hoch in die Berge, der Passo Bordala wartet. Und eine Vesperpause, die wir uns verdient haben.
Der Passo Bordala ist nicht weiter spannend. Schmale Straßen und kein Verkehr. Entspannend. Aber er führt zum Passo Santa Barbara und hinunter nach Arco. Auch hier wieder, wie bei der Kaiserjägerstraße: man sieht ständig steil bergab und fragt sich, wo darunter die Straße weiter führen soll. Ein absoluter Geheimtipp! Einfach klasse.
Weiter zum Nordufer des Gardasee, den wir hier zum ersten Mal sehen. Entlang des Ostufers und der Touri-Meilen und dann wieder auf kleinsten Straße zurück Richtung Affi.
260 km insgesamt, ca. 10 Stunden unterwegs gewesen.
Nach der erfrischenden Dusche dann vom Hotel und der eigenen Trägheit zum Menü überredet worden: Schweinshaxe mit Pommes. Vergiß die Kalorien, haben wir heute eh alle raus geschwitzt.
Tag 3: Don Camillo und Peppone
Wir wollen auch mal den Pool im Hotel nutzen und haben deshalb beschlossen, das Programm umzustellen: es geht heute in die Poebene, auf einer gekürzten Runde. Das sollte uns Zeit genug geben, früh genug wieder zurück im Hotel zu sein, bevor der Pool schließt.
Heutiges Ziel: der Ort Brescello in der Emilia Romagna. In diesem Ort wurden die Filme „Don Camillo und Peppone“ gedreht. (Für die jüngeren unter uns, denen das nichts sagt: Wikipedia)
Die Fahrt dorthin führt uns raus aus dem bergigen Hinterland des Gardasees, vorbei am Touri-Kommerz am Seeufer und hinein in die Poebene. Fahrerisch eher langweilig geht es immer geradeaus, kurz unterbrochen von Kreisverkehren und weiter geradeaus. Das krasse Gegenteil zum Vortag. Aber auch entspannend. Und man sieht ein anderes Italien.
Brescello selbst scheint in den Filmen stehen geblieben zu sein. Die Kirche, der Marktplatz, die Arkaden, die Häuser. Wir nehmen einen hervorragenden Kaffee im Café Don Camillo, laufen kurz durch den Ort und machen uns dann wieder auf den Heimweg. Der Pool wartet. Bei 39°C im Schatten auch mehr als notwendig.
Unterwegs machen wir Rast in einem Einkaufszentrum. Motorräder und wir stehen im Schatten, auf Marmor gefliestem Boden und in kühlerer Umgebung machen wir eine kurze Pause.
Weiter geht es an das Südwestliche Seeufer und entlang des Südufers zurück ins Hotel.
Den Pool haben wir uns heute redlich verdient.
Am Abend in der benachbarten Pizzeria rundet eine der besten Holzofenpizzen den Tag ab.
Aber morgen wieder in die Berge …
Tag 4: Lessinische Berge
Unsere Erfahrungen der ersten Bergrunde lassen uns auch diese Tour ein wenig kürzen. Wir haben uns wohl zuhause zu viel vorgenommen. Und wir ändern das letzte Stück, weg vom See und über den Monte Baldo. Nochmal.
Aber von Anfang an:
Wir fahren los in Richtung Osten. Als erstes sollen die Kurven der lessinischen Alpen unter die Räder genommen werden. Und es werden Kurven. Viele, auf bestens ausgebauten Straßen mit gutem Belag. Langgezogene Kurven und auch viele kleine Kurven, in Wald und zwischen Wiesen. Ein herrliches Motorradrevier.
Mir kommt kurz der Gedanke, den Rest der Tour zu kippen und das Ganze mehrmals zu fahren. Zum Glück nur ein kurzer Gedanke, ich hätte viel verpasst.
Wir fahren weiter über kleinste Bergsträßchen, rauf und runter die Hügel. Ohne Navi wären wir hier verloren. Keine Ahnung mehr, wo wir eigentlich sind. Aber es ist herrlich zu fahren.
Dann endlich wieder eine breiter ausgebaute Straße und größere Orte. Die Zivilisation hat uns wieder. Wir sind im Valli del Pasubio, auf der Strada Provencale 246. Etwas ausruhen von den Kurven.
In Recoaro Terme machen wir eine kurze Rast, ehe es auf den Passo Xomo geht. Wir werden von einem schweizer Radfahrer angesprochen ob wir uns verirrt hätten. Deutsche Motorradfahrer sieht man selten hier.
Der Passo Xomo setzt noch einen oben drauf. Sind das noch zugelassene Straßen oder schon Waldwege?
Egal, es war kein Verbotsschild und das Navi treibt uns weiter. Wird schon passen. Es ist klasse hier. Niemand unterwegs, nur wir, die Passstraße und die Natur.
Dann wartet schon der nächste Pass: Passo della Borcola. Eine gut ausgebaute Straße und eine Tornante an der anderen. Über 20 Kehren, bis wir oben sind. Und oben erwarten uns freilaufende Esel, die die Straße blockieren. Ja, richtige Esel, nicht die zweibeinigen.
Durch das Laimtal, das wir bereits vor 2 Tagen ein Stück weit passierten, geht es nach Rovereto.
Essenspause oberhalb von Mori. Der Himmel vedunkelt sich und ein Gewitter zieht auf. Route umplanen? Nein: Gas geben und dem Gewitter davon fahren! Also rauf auf den Monte Baldo, diesmal von der anderen Seite. Und es ist wieder ein Genuß, diesmal oben eine andere Variante als vor 2 Tagen. Die Abfahrt hinunter nach Caprino bietet einen herrlichen Blick auf den südlichen Teil des Gardasees. Wir fahren in den Sonnenuntergang. Fast schon zu kitschig, aber einfach schön.
245 km und wieder ca. 10 Stunden unterwegs. Keine Minute zu bereuen, ein einziges Motorradparadies.
Am Abend bietet das Hotel wieder ein hervorragendes Menü mit Meeresfrüchten. Ein prima Ausklang der 3 Tage hier, morgen geht es heim.
Tag 5: Heimfahrt
600 km Heimweg liegen vor uns. Und wir wollen davon auch etwas genießen. Also entscheiden wir uns für den gleichen Weg, den wir zur Anreise genutzt haben.
Aber bereits an der Autobahnauffahrt in Affi die große Ernüchterung: Stau. Autobahn dicht. Also ein Stück weit in die Gegenrichtung und dann zurück über die Landstraße und parallel zur Autobahn bis Südtirol. Der Zeitvorsprung durch das frühe Aufstehen ist dahin, wir fahren schon wieder der Zeit hinterher.
Auch egal. In Südtirol machen wir Halt auf der Weinstraße und genießen erstmal eine Pause und guten Apfelstrudel. Danach geht es wieder weiter Richtung Meran und ab auf’s Timmelsjoch.
Ein blöde Idee an einem Samstag. Habe noch nie so viele Idioten auf Motorrädern gesehen wie dort. Es ist gefährlich. Diese Fahrer überholen vor unübersichtlichen Kurven, schneiden einem dann den Weg und schaffen es mit Glück, einem entgegenkommenden Auto gerade noch auszuweichen. Von Spaß keine Spur mehr. Könnte es echt verstehen, wenn Mopedfahren auf den Pässen eines Tages verboten wird. Danke dafür.
Wir sind froh, als wir unten sind und bringen die Transitetappe durch’s Ötztal hinter uns. Kurzer Einkauf in Imst und dann auf’s Hahntennjoch. Wir finden eine tolle Rastmöglichkeit und genießen die vermeintliche Ruhe. Wenn da nicht die Motorräder wären. Egal, wir müssen weiter. In Richtung der ganz dunklen Wolken.
Im Lechtal erwischt es uns dann: Regen. 4 Tage mit bestem Sonnenschein sind vorbei. Der Regen begleitet uns bis hinters Allgäu. Die Klamotten sind naß, die Maschinen versaut. Egal, hätten eh eine Reinigung nötig gehabt.
Heim geht es den Rest über die Autobahn, zu viel Zeit haben wir in den Bergen liegen lassen. Nach 13 Stunden kommen wir endlich gut wieder in Stuttgart an.
Auch die lange und nasse Heimfahrt kann nichts daran ändern: es waren 5 Super-Tage im Motorradhimmel. Eine Tour, an die wir noch lange denken werden.