Französische Alpen 2022
Die große Mehrtagestour 2022 ist gefahren. Nach langer Planung und coronabedingter Verschiebung konnten wir die Tour endlich in Angriff nehmen und fahren. Hier nun also die Zusammenfassung und Beschreibung.
Inhaltsverzeichnis
- Welche Überschrift?
- Statistik vorab
- Anreise
- Tag 1: Passhöhe, Geschichtsstunde und Schotter – Etappe nach Briancon
- Tag 2: Bergsträßchen und Regen – Tagestour ab Briancon
- Tag 3: Höchster Punkt erreicht – Etappe bis Puget-Thenier
- Tag 4: Hinterland und Hitze – Etappe ans Meer nach St. Maxime
- Tag 5: Badetag – Pause am Meer
- Tag 6: Gorges du Verdon – Etappe nach La-Palud-sur-Verdon
- Tag 7: Umleitung und Landstraßen – Etappe nach Dié
- Tag 8: Combe Laval und Vercors – Etappe nach Albertville
- Heimreise und Fazit
- gefahrene Pässe und Schluchten
Welche Überschrift?
Doch die erste Schwierigkeit beginnt schon bei der Wahl der Überschrift. Mit welchem Titel soll ich die Tour überschreiben?
- Route des Grandes Alpes? Ja, denn die Route Grandes Alpes war der rote Faden und Inspiration für die Tour. Aber auch Nein, denn diese Namensgebung würde zu kurz greifen. Wir hatten weder den Beginn der Route des Grandes Alpes, noch deren Ende gefahren. Auch haben wir sie dazwischen oft genug verlassen und Alternativstrecken gewählt.
- Seealpen? Greift auch zu kurz, denn wir waren auch in nördlicheren Regionen und Randgebieten unterwegs.
- Südfrankreich? Erzeugt eine falsche Erwartung, zielt es doch mehr auf die Mittelmeerküste unseres Nachbarlandes oder andere Regionen in Frankreich, die wir nicht befahren haben.
- Französische Alpen? Ist zumindest am wenigsten falsch und beschreibt ganz gut das Gebiet, das wir befahren haben. Auch, wenn ein kleiner Abstecher nach Italien dabei war.
Daher also die Überschrift über diese Tour: „Französische Alpen 2022„
Statistik vorab
Vorab die nackten Zahlen der Tour:
- gefahren im Juni 2022
- 10 Tage, davon 7 Fahrtage, 1 Pausetag und 2 Tage An- und Abreise
- Rundreise über 6 Etappen und eine Tagestour
- 1.666 Kilometer
- 54 Pässe und Schluchten (siehe Tabelle unten)
- 44.870 Höhenmeter
- längste Etappe: 298 km
- kürzeste Etappe: 202 km
- niedrigste gemessene Temperatur: 3°C (auf dem Col du Galibier)
- höchste gemessene Temperatur: 35°C (an der Côte d’Azur)
Anreise
Start- und Endpunkt unserer Etappentour war Albertville in den französischen Alpen. Entfernung von Stuttgart mehr als 700 km.
Die Entscheidung fiel daher nicht schwer, die An- und Abreise mittels Motorradanhänger zu bewerkstelligen. Ein Anhängerverleih mit einem Hänger für 3 Mopeds war schnell gefunden, der Mietpreis akzeptabel. Gegengerechnet zu Spritpreis, Reifenverschleiß und Maut-/Vignettenkosten kaum teurer. Dazu noch viel bequemer im Auto als Autobahnbolzerei auf dem Motorrad.
Entsprechend entspannt ging die Tour also los. Gemütliche Anreise auf den französischen Autobahnen. Am Nachmittag sind wir angekommen. Motorräder abgeladen, Zimmer bezogen. Und ein oder zwei (oder doch mehr?) Willkommensbierchen genossen.
Entspannt konnten wir also dem eigentlichen Tourstart entgegensehen. Einziger Wermutstropfen: der Hotelier hat uns wohl ein paar Bier zu viel berechnet, wie wir im Nachhinein festgestellt haben. Aber dafür durften wir das Auto mit Hänger bei ihm stehen lassen über die kommenden Tage.
Hotel: Auberge de Costaroche
Tag 1: Passhöhe, Geschichtsstunde und Schotter – Etappe nach Briancon
Tag 2: Bergsträßchen und Regen – Tagestour ab Briancon
Nach einem hervorragenden Frühstück im Hotel ging es wieder gegen 9:00 Uhr los. Einige Pässe sowie wieder eine Schotterpassage stehen auf dem Programm.
Los geht es bei blauem Himmel und Sonnenschein. Vor dem Col du Lautaret, unserem ersten Pass heute, zieht sich der Himmel zu. Tiefliegende Wolken bringen Nieselregen und Kälte. Keine angenehme Fahrt über den Col.
Doch kurz hinter dem Col du Lautaret hört der Regen auf. Es bleibt bewölkt, aber zumindest die Straßen sind wieder trocken. Wir folgen den Landstraßen in Richtung unserem ersten Highlight heute, der Bergstraße nach Villard Notre Dame. Was haben wir darüber schon gelesen und uns Videos angeschaut. Und es wurde uns nicht zu viel versprochen. Die Straße ist spektakulär. Schon der Einstieg unten in Le-Bourg-D’Oisans ist verwegen: durch kleine Gassen und verwinkelte Sträßchen kommt man zum Einstieg, der zuerst wie ein kleines Forststräßchen daherkommt. Doch schon kurz darauf steigt die Straße an und man kann erahnen, was kommt: spektakuläre Ausblicke, eine Fahrt an der Kante zum Abbruch, nur getrennt durch eine kleine Mauer. Am Besten sprechen hier Bilder oder ein Video.
In Villard Notre Dame gönnen wir uns eine Kaffeepause, bevor es über die Schotterstraße weitergeht auf die andere Seite des Berges, zur Abfahrt zurück nach Le-Bourg-d’Oisans.
Unten angekommen nehmen wir auf der anderen Talseite die Auffahrt nach Alpe d’Huez. Eine Serpentine reiht sich an die nächste. An einem Aussichtspunkt machen wir Mittagspause, als es wieder anfängt zu regnen. Also Regenklamotten an und weiter.
Über den Pas de la Confession, der sich unbekannterweise als ein sehr schön zu fahrender Pass mit herrlicher Aussicht herausstellt, geht es Richtung Col du Glandon. Leider wird der Regen stärker und wir können weder den Col du Glandon, noch den sich direkt anschließenden Col de la Croix de Fer genießen. Also kurze Verschnaufpause und weiter.
Und tatsächlich, wir haben Glück, und der Himmel reißt wieder auf. Im Sonnenschein können wir also das letzte Highlight des Tages, den Col du Galibier, in Angriff nehmen. Über den schön zu fahrenden Col du Télégraphe geht es auf den Galibier.
Aber oben herrscht ein eisiger Wind, die Temperaturanzeige der Mopeds zeigt 3°C!!! Also das Erinnerungsfoto schnell schießen und gleich weiter, Richtung Col du Lautaret und Briancon. Mit eiskalten Fingern kurven wir uns runter, Griffheizungen an, bis wir auf der Landstraße nach Briancon endlich wieder in wärmerer Luft fahren dürfen.
Zurück im Hotel gehen wir nach dem Etappen-Abschlussbier und einer warmen Dusche auf die Suche nach einem Restaurant. Alles voll, aber in einem chinesischen Restaurant finden wir noch einen Tisch und lassen den Abend ausklingen.
Statistik zur 2. Etappe:
- 256 km
- 11 Pässe
- Fahrzeit 6h 18m
- Gesamtzeit 8h 52m
- durchschn. km/h: 41
- 9.131 Höhenmeter
Highlights der Etappe:
- Villard Notre Dame (Auffahrt und Schotterpassage)
- Galibier
Hotel: Hotel Vauban
Tag 3: Höchster Punkt erreicht – Etappe bis Puget-Thenier
Es steht die nächste Etappe an: wir fahren weiter in Richtung Meer, erst entlang der Route des Grandes Alpes und dann über das Dach der Tour, dem Cime de la Bonette.
Am morgen, wieder so gegen 9:00 Uhr (scheint sich irgendwie als optimale Zeit einzupendeln), geht es los, gleich in die Auffahrt zum ersten Pass des Tages, dem Col d’Izoard. Dieser Pass sticht meiner Meinung nach durch 2 Besonderheiten hervor:
1. die Landschaft unterscheidet sich von der anderer Pässe. Wirkt irgendwie wüstenartiger und erinnert etwas an die Bilder, die man aus den amerikanischen Rocky Mountains kennt
2. bei der Abfahrt auf der Südseite bemerkt man deutlich den Wechsel in den Süden. Wie mit einer Linie gezogen kommt einem auf einmal warme Luft und Pinienduft entgegen. Man ist im Süden. Merklich.
Eigentlich als Übergangsstück nach dem Col d’Izoard gedacht, erweist sich das Tal des Flusses Guil als wirklich schön zu fahren. Die Schlucht wird immer enger und kurviger, bis sie sich dann bei Guillestre hin öffnet. Dort biegen wir eh von der Route Grandes Alpes ab und fahren Richtung Col de Vars/Col de la Bonette.
Der Col de Vars ist ein unspektakulärer, aber schön zu fahrender Pass. Oben verlassen wir das Departement Hautes-Alpes, es geht weiter Richtung Süden auf das nächste Highlight dieses Tages zu: Col und Cime de la Bonette.
Der Col de la Bonette ist ein Klassiker, der man gefahren sein muss. Weit oberhalb der Baumgrenze führen angenehme Kurven hinauf auf den Pass und weiter auf die Schleife „Cime de la Bonette“. Dort, auf über 2800 m Höhe, fühlt man sich wie auf dem Dach der Alpen. Beeindruckende Ausblicke, aber ein Getümmel aus Motorrad- und Radfahrern und ein paar Autotouristen. Den Fußweg zum noch höher gelegenen Aussichtspunkt erspare ich mir aufgrund der Temperaturen. Der Süden lässt grüßen, die Sonne brennt schon ganz gut.
Nach einer kurzen Kaffeepause in der Abfahrt des Bonette folgt ein entspanntes Überbrückungsstück, bis wir auf den nächsten Pass abbiegen, den Col de la Couillole. Ein wenig im Schatten der großen Namen geht dieser Pass fast unter. Ein herrlicher Pass, schön zu fahren, mit kleinen Kurven, schönen Ausblicken. Oben angekommen sind wir offiziell im Süden angekommen. Die Region Nizza begrüßt uns auf Schildern.
Auf dem Weg zum Hotel folgt das nächste Highlight der Tour: die Gorges de Cians. Man fährt durch eine tiefe, enge Schlucht, gesäumt von Felsen in markantem Rot.
Wir genießen die Fahrt durch die Gorges, wissen wir doch, dass kurz danach das Hotel wartet. Mit Swimmingpool. Bei der nun mittlerweile eingesetzten Hitze eine willkommene Abkühlung. Nach ausgiebiger Nutzung des Pools beschließen wir den Abend in der Ortschaft in einem Restaurant.
Statistik zur 3. Etappe:
- 211 km
- 7 Pässe
- Fahrzeit 4h 39m
- Gesamtzeit 7h 4m
- durchschn. km/h: 45
- 6.442 Höhenmeter
Highlights der Etappe:
- Col d’Izoard
- Col de la Bonette
- Gorges de Cians
Hotel: Les Alizés
Tag 4: Hinterland und Hitze – Etappe ans Meer nach St. Maxime
Die 4. Etappe steht an, der letzte Fahrtag vor der Pause. Keine hohen Pässe, eher gemächliche kleinere Pässe im Hinterland der Côte d’Azur. Und das Thema „klein“ beginnt direkt nach dem Start mit dem Col de Fellines. Kleine schmale Straßen, zum Teil steil, zwingen uns ein gemächlicheres Tempo auf. Das wird keine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit heute.
Nach dem Col de Fellines warten weitere kleinere Pässe und Pässchen auf uns, wie z.B. der Col de Buis. Allesamt schön zu fahren und landschaftlich äußerst reizvoll. Die Gegend ist sicherlich einen längeren Besuch wert.
Völlig überrascht uns dann die Clue de St. Auban. Eine Schlucht und mittendrin, rechts der Fahrbahn, taucht plötzlich eine in den Fels gebaute Kapelle auf, in einer Art Höhle. Wir halten natürlich kurz an.
Weiter geht es über die Hügel und durch die Täler bis zur Abfahrt bei Greolières. Eine spektakuläre Abfahrt, durch in den Fels gehauene Torbögen. Diese Abfahrt war auch bereits Kulisse eines James Bond-Films.
Kurz nach der danach folgenden Auffahrt sehen wir in der Ferne die Küste und das Meer. Das südlichste Ziel der Tour ist greifbar. Aber es sollte sich noch ziehen. Wir suchen ein Café für den Mittag, aber werden enttäuscht. An einem Samstagmittag scheinen alle Plätze belegt oder reserviert. Oder die Bedienung ignoriert uns. Zusammen mit der steigenden Hitze wird die Stimmung mehr und mehr gedämpft. Zwar finden wir noch ein Selbstbedienungscafé, aber der Wunsch, jetzt lieber so schnell wie möglich am Hotelpool zu liegen, wird deutlich größer.
Auf dem Weg zum geplanten Highlight, der Küstenstraße entlang dem Cap d’Esterel, zwingt uns eine falsche Angabe des Navigeräts (wollte uns auf die Autobahn schicken) zu einem zusätzlichen Schlenker durch das Esterel-Gebirge. Bei mittlerweile 35°C ein begrenzter Spaß.
Bei Mandelieu-la-Napoule erreichen wir dann endlich die Küstenstraße. Ein paar kurze Halte um die Aussicht zu genießen genehmigen wir uns noch. Nach der Küstenstraße geht es dann aber so schnell wie möglich in Richtung St. Maxime, wo unser Hotel für den Ruhetag am folgenden Sonntag gebucht ist.
Am Spätnachmittag erreichen wir das Hotel, der Hotelier stellt uns seine Garage zur Verfügung und die Motorräder werden bis Montag geparkt. Pause für sie.
Wir genießen erstmal die klimatisierten Zimmer und gönnen auch uns eine Pause, bevor wir am Abend im Ortszentrum die Atmosphäre der Côte d’Azur bei einem Glas gekühlten Rosé genießen.
Statistik zur 4. Etappe:
- 207 km
- 7 Pässe
- Fahrzeit 4h 12m
- Gesamtzeit 7h 36m
- durchschn. km/h: 40
- 3.968 Höhenmeter
Highlights der Etappe:
- Greolieres
- Küstenstraße
- Cap d’Esterel
Hotel: Le Revest
Tag 5: Badetag – Pause am Meer
Ruhetag. Heute kein Mopedfahren. Bei wiederum 35°C im Schatten vermutlich die beste Idee. Wir nutzen also den Tag, schlafen mal länger aus und gehen gegen Vormittag an den örtlichen Strand. Das Wasser ist nach kurzer Überwindung angenehm.
Nachmittags schlendern wir durch den Ort und setzen gegen später mit der Fähre über nach St. Tropez. Wir spazieren durch St. Tropez. Erstaunlich leer wirkt der Ort, bis auf die vielen Restaurants am Hafen. Nachdem in die meisten Restaurants die Sonne unerbittlich rein scheint, beschließen wir, wieder nach St. Maxime zu fahren und dort ein Restaurant zu suchen. Auf dem Weg durch den Ort schauen wir hin und wieder die Schaufenster an. Kinderschuhe für 400€! Geht’s noch? Côte d’Azur halt. Wir werden fündig bei unserer Restaurantsuche, sogar mit einer „Moule et Frites“-All-you-can-eat-Flatrate. Der Abend wird noch lustig und lang.
Tag 6: Gorges du Verdon – Etappe nach La-Palud-sur-Verdon
Der lange Vorabend steckt noch etwas in den Knochen, als es zur heutigen Etappe losgeht. Die Gorges du Verdon sind das Ziel. Es geht wieder durch das Hinterland der Côte d’Azur auf teils kleinsten Sträßchen, bis wir gegen Mittag die Verdonschlucht erreichen. Erste Aussicht, erster Halt. Beeindruckend, auch wenn man, wie ich, bereits zum dritten Mal da ist. Ein Autofahrer mit Familie, der unsere Nummernschilder gesehen hat, spricht uns an. Ob wir uns denn auskennen würden hier. Er kommt aus Sindelfingen bei Stuttgart und es entwickelt sich ein nettes Gespräch über Zweiräder.
Wir fahren weiter entlang der Straße um die Schlucht, bis wir an einer Ausbuchtung Mittagspause machen. Weiter geht es entlang der Schlucht, unterbrochen immer mal wieder durch einen kurzen Halt, um den Blick zu genießen. Zu empfehlen ist hier ein kleiner Rastplatz unterhalb Aiguines, der einen herrlichen Blick auf den Lac de Sainte-Croix bietet. Weiter geht es hinunter und entlang des Sees bis zur Brücke, die über den Eingang zur Schlucht führt. Ein Pflichtstopp, alleine schon wegen des türkisfarbenen Wassers.
Nach der Brücke führt die Strecke wieder bergauf und entlang der anderen Seite der Schlucht. Zielort heute ist Palud-sur-Verdon, wo wir ein Hotel gebucht haben. Die Route des Crêtes, eine Straßenschleife in die Schlucht, verschieben wir auf den Abend. Also erstmal im Hotel einchecken, Gepäck abladen, erfrischen.
Gegen Abend steigen wir dann nochmal auf die Mopeds und fahren die Route des Crêtes. Die Ausblicke von dort setzen nochmal einen obendrauf. Sind zwar nur 22 km, aber ohne diese wäre die Verdonschlucht nicht komplett.
Zurück im Hotel nutzen wir das dortige Restaurant, bevor wir uns abseits in Ruhe noch ein Glas Wein gönnen und den Tag beenden. Der nächste Tag könnte lang werden, es steht eine Überbrückungsetappe mit fast 300 km an.
Statistik zur 5. Etappe:
- 202 km
- 7 Pässe
- Fahrzeit 5h 08m
- Gesamtzeit 8h 01m
- durchschn. km/h: 40
- 6.415 Höhenmeter
Highlights der Etappe:
- Gorges du Verdon
Hotel: Hotel Provence
Tag 7: Umleitung und Landstraßen – Etappe nach Dié
300 Kilometer warten auf uns, mit einigen geplanten Highlights wie den Gorges de Daluis und dem Col de la Cayolle. Wir starten also früh und fahren Richtung Castellane und zur Gorges de Daluis.
Dann plötzlich stehen wir vor einer Straßensperrung. Baumaßnahmen. Der direkte Weg zur Schlucht ist gesperrt, wir müssten eine Umleitung nehmen, die nochmals gut eine Stunde Fahrzeit draufgepackt hätte. Bei einer kürzeren Etappe kein Thema. Aber heute? Ein freundlicher Mitarbeiter der Baufirma empfiehlt uns, anstatt der Gorges de Daluis doch über den Col des Champs zum Col de la Cayolle zu fahren. Ein guter Rat, wie sich herausstellen wird.
Wir folgen also der Empfehlung, verzichten auf die Gorges de Daluis (ich hatte sie eh schon zweimal gesehen) und steuern den Col des Champs an. Auf kleinen Waldstraßen geht es aufwärts. Nur langsam kann man um die Kurven fahren, falls Gegenverkehr kommt. Aber wir sind erstaunlich alleine unterwegs und genießen so die Auffahrt zum Pass. Oben fehlt leider ein wenig der Hinweis auf die Passhöhe, so dass wir sie verpassen und schon in der Abfahrt sind zum Col de la Cayolle. Im Tal, dann wieder auf unserer ursprünglich geplanten Route, machen wir eine kurze Erfrischungspause in einem Café, bevor es weitergeht auf den Col de la Cayolle. Der letzte hohe Pass dieser Tour, der letzte Pass für uns auf der Route des Grandes Alpes, auf der wir uns mittlerweile wieder befinden.
Nach dem Pass verlassen wir das Gebirge bei Gap. Noch eine kurze Stärkung, dann geht es auf teils langen und geraden Landstraßen Richtung Dié, dem Zielort der heutigen Etappe. Kurz vor Dié überrascht uns dann noch ein kleiner Pass, der Col de Cabre, bevor wir nach langen 300 Kilometern im Hotel ankommen.
Als wir auf dem Hotelgelände einfahren, stehen im dortigen Carport bereits zwei Motorräder, auch BMW. Ein kurzer Blick auf die Nummernschilder: aus Stuttgart! Was ein Zufall. Wir treffen die Fahrer auf der Terrasse des Hotels und bei einem Bierchen entsteht schnell ein Gespräch. Die zwei Jungs sind ohne festes Ziel auch in den Französischen Alpen unterwegs, kamen aus Briancon, morgen soll es für sie weitergehen Richtung Süden.
Das Hotel stellt sich als absoluter Geheimtipp heraus: klein, inhabergeführt, und eine himmlische, französische Küche. Selten so gut gegessen. Logischerweise bleiben wir im Hotel und genießen die Terrasse und den Garten des Hotels.
Statistik zur 6. Etappe:
- 298 km
- 7 Pässe
- Fahrzeit 5h 57m
- Gesamtzeit 8h 4m
- durchschn. km/h: 50
- 5.537 Höhenmeter
Highlights der Etappe:
- Col des Champs
- Col de la Cayolle
- Menü im Hotel
Hotel: l’Escale de Dié
Tag 8: Combe Laval und Vercors – Etappe nach Albertville
Die letzte Etappe steht an. Ein letztes Mal Moped beladen. Zurück nach Albertville. Geplantes Highlight heute: Cirque de Combe Laval und Vercors.
Und gleich zu Beginn ein überraschendes Highlight: der Col de Rousset. Über viele Kehren schlängelt er sich hoch ins Vercors. Zwischen den Kehren lange Geraden, so dass genügend Abwechslung zwischen Beschleunigung und Kurvenfahren aufkommt. Nach dem Col de Rousset geht es dann ins eigentliche Vercors, das sich uns wie eine Hochebene darstellt. Über den Col de l’Echarasson fahren wir das Westende des Cirque de Combe Laval an. Trotzdem wir an der Berginnenseite der Straße in den Cirque einfahren ein absolutes Highlight der Tour. Für nicht schwindelfreie Zeitgenossen wie mich vermutlich auch die bessere Fahrtrichtung. Wir halten mehrmals an, um die beeindruckende Konstruktion der Straße und die Ausblicke zu genießen. Allerdings ist nach weniger Kilometern der Combe Laval durchfahren, so dass wir uns auf den Weg Richtung Albertville machen.
Eine Durchfahrt durch die Gorges de Bourne und nachfolgende das nördliche Vercors ist noch geplant, bevor es dann bei Grenoble auf die Schnellstraße gehen soll.
Die Gorges de Bourne sind schnell durchfahren, noch einmal ein optischer Leckerbissen, als wir unvermittelt wieder vor einer Straßensperre stehen. Und nun? Dann eben eine andere Strecke nach Grenoble, über den Col de Romeyère und entlang der Isère. Ein Glücksfall, wie sich herausstellt, fahren wir doch dadurch durch ein verstecktes fahrerisches Kleinod: Die Gorges de la Drevenne und den Tunnel des Ecouges. Der Tunnel wirkt wie eine abenteuerliche Höhle, die geradewegs bergab geht.
Die nachfolgende Abfahrt im Wald führt uns in das Tal der Isère, und dort durch scheinbar unendliche Walnussplantagen.
Wir gönnen uns einen letzten „Pass“ und biegen bei Sainte-Quentin-sur-Isère nochmal ab, hinauf den Berg und über die Route de Montaud wieder hinunter Richtung Grenoble.
Was nun folgt ist das letzte Teilstück der Tour. Durch Grenoble und entlang der Isère, mal Autobahn, mal Landstraße, zurück bis zu unserem Ausgangspunkt Albertville. Ein unschönes Teilstück, das an unseren Nerven zehrt.
Das Auto und der Anhänger stehen unberührt da. Wir laden die Motorräder auf und lassen die Tour in einem Restaurant im Ort Revue passieren und ausklingen.
Statistik zur 7. Etappe:
- 250 km
- 10 Pässe
- Fahrzeit 5h 19m
- Gesamtzeit 7h 25m
- durchschn. km/h: 47
- 4.402 Höhenmeter
Highlights der Etappe
- Cirque de Combe Laval
- Tunnel des Ecouges
Hotel: wie am Tag der Ankunft
Heimreise und Fazit
Die Heimfahrt verlief, ebenso wie die Anreise, problemlos und gemütlich. Französische Autobahnen sind einfach nur komfortabel und entspannend.
Fazit der Tour: Schön. Herrlich. Beeindruckend. Viel gesehen. Viel gelernt in fahrerischer Hinsicht.
Das erste mal zu zweit mit Gepäck über Tage unterwegs und es hat super geklappt. Wiederholungszwang!
Rundum hat alles gepasst:
von der Vorbereitung der Tour über die Länge der geplanten Touren, über die Auswahl der Strecken und die Lage und Planung eines Ruhetages bis hin zu den Hotels und Restaurants.
Die Gegend hat mich als Motorradfahrer sicher nicht zum letzten Mal gesehen.