Mosel – Eifel – Hunsrück 2021
Im zweiten Corona-Jahr hat uns die Pandemie immer noch im Griff und verhindert eine langfristige Planung, womöglich gar ins Ausland. Also ging die Motorradtour wieder in deutsche Lande.
Und die Planung war definitiv kurzfristig. Denn eigentlich hatten wir eine Tour ins Fränkische Seenland geplant. Aber die Wettervorhersage war desaströs, Dauerregen vorhergesagt.
Daher ging die Motorradtour 2021 für 4 Tage im Juli kurzentschlossen an die Mosel, mit Tagestouren in die Eifel und in den Hunsrück. Mit An- und Abfahrt durch den Pfälzer Wald.
Zielort war Zeltingen-Rachtig, unsere Unterkunft fanden wir im Hotel Ehses. Super freundliche Wirte, ein klasse Essen und die Motorräder konnten sicher in der Garage geparkt werden. Von daher waren die Bedingungen eigentlich bestens. Aber dazu unten mehr.
Von den Motorrädern her muss unsere kleine Truppe merkwürdig gewirkt haben: nur unterschiedliche Arten Motorräder. Meine Reiseenduro (BMW R1200GS), ein Naked-Bike (BMW R1100R) und ein Chopper/Cruiser (Harley Sportster 1200). Aber es hat prima harmoniert.
Tag 1 – Anfahrt mit Planänderung
Treffpunkt war unter dem Stuttgarter Fernsehturm. Und es regnete leicht. Also entsprechend eingepackt ging es los. Zuerst Autobahnetappe bis in die Pfalz. Schon kurz nach Leonberg wurde die Straße trocken, und je weiter nach Westen wir fuhren, desto mehr kam die Sonne raus. Ab Karlsruhe sind wir dann in der Sommersonne gefahren. Bei Edenkoben dann die erste Kaffeepause bei einem Café.
Danach ging es auf kleinsten Straßen durch den Pfälzer Wald. Mittwochs sind Straßen möglich, die am Wochenende gesperrt sind. Totenkopfstraße hieß eine davon. Warum wohl?
Weiter auf kleinen Straßen durch den Wald bis Kaiserslautern. Und da kommt, was man eigentlich bei einer Tour nicht haben möchte: an der Harley gingen die Warnleuchten an. Motor- und Batteriewarnung. Sie läuft eigentlich gut, aber die Warnlampen. Unsere Vermutung: irgendwas mit der Lichtmaschine.
Was tun? Wir suchen einen Harleyhändler in der Nähe und werden fündig: in Bruchmühlbach-Miesau 20 Kilometer westlich ist ein Händler.
Also hin in der Hoffnung, dass die Harley nicht unterwegs stehen bleibt. Aber sie hat gut gehalten. Danach hieß es eben warten in Bruchmühlbach auf die Diagnose. Die Zeitplanung ist durcheinander. Überland durch den Hunsrück und noch rechtzeitig ins Hotel wird schwierig. Wir vertreiben uns die Zeit in einem angrenzenden Biergarten.
Dann die ernüchternde Diagnose: Laderegler/Lichtmaschine defekt. Teil muss bestellt werden, ist frühestens am kommenden Tag verfügbar.
Und nun? Mietmaschine? Wäre verfügbar, aber im Falle eines Schadens erhebliche Kautionskosten. Wir entschließen uns, den Dritten im Bunde auf die verbliebenen 2 BMW zu verteilen, Gepäck auf die R, Sozius auf die GS. Überlandanfahrt streichen wir, den Rest der Anfahrt bringen wir auf der Autobahn hinter uns. Kurz vor Ankunft sogar wieder etwas Regen.
Wir kommen deutlich später als geplant im Hotel an, aber der Empfang ist freundlich und verständnisvoll. Also schnell die Zimmer bezogen, Mopeds in die Garage und ab zum Abendessen und Feierabendbier. Haben wir uns verdient.
Tourdaten:
336 km, 4:51 Fahrzeit
Tag 2 – Wasserwand und Moseltour
Der Wetterbericht für den Tag 2 sieht wieder Schauer vor. Aufgrund der fehlenden Maschine werfen wir die eigentliche Planung über den Haufen und beschließen, zu zweit eine kürzere Tour zu machen und dann am Nachmittag zurück nach Bruchmühlbach zu fahren, die Harley abzuholen. So sie denn fertig wird.
So geht es denn los, Ziel Richtung Eifel. Von Beginn an begeistern uns die leeren Straßen. Es geht Bergstrecken rauf und runter mit Kurven, wie wir sie aus den Alpen kennen. Eine herrliche Fahrt durch menschenleere Gegenden.
Auch die Eifel ist einzigartig. Sanfte Hügel, schön geschwungene Kurven, Maare. Herrlich zu fahren. Und wenig Verkehr. SO muss es sein. Jetzt sollte nur noch die Sonne scheinen.
Aber es kommt, wie es kommen musste: die Wolken werden dunkler und es fängt an zu tröpfeln. Wir planen die Tour ein wenig um und kürzen einen Schlenker. Was dann kommt, habe ich aber so noch nicht erlebt: wir fahren direkt in eine Wasserwand hinein. Das leichte Tröpfeln geht abrupt über in einen Starkregen. Es bleibt keine Zeit, um anzuhalten und die Regenklamotten anzuziehen. Nach wenigen Minuten bemerke ich den Wassereinbruch an allen Stellen meiner Klamotten. Auch auf der Straße steht das Wasser. Kein angenehmes Fahren mehr.
Wir brechen die Tour ab und fahren schnellstmöglich zurück ins Hotel. Klamotten trocknen, Regen abwarten.
Dort dann die ernüchternde Nachricht: die Harley wird heute nicht fertig werden, ein weiteres Ersatzteil fehlt.
Wir beschließen, vor Ort ein Mietmotorrad zu nehmen, um zumindest am Folgetag gemeinsam auf Tour gehen zu können. Die nächste Vermietung ist bei Trier. Also ab nach Trier.
Dort wählt unser Freund eine Indian Scout Bopper als Mietmotorrad. Ob das eine gute Wahl ist? Wir werden sehen. Zumindest ein würdiger Ersatz für die Harley. Wir nennen sie deshalb „die Harley mit den Indianerköpfen“.
Zurück geht es entlang der Mosel im Sonnenschein. Wenigstens ein versöhnlicher Abschluss für diesen Tag.
Tourdaten:
Eifeltour: 171 km, 3:12 Fahrzeit
Moseltour: 136 km, 2:50 Fahrzeit
Tag 3 – Ein langer Tag im Sattel
Auch dieser Tag passt ins Gesamtbild der Tour. Er wird wieder nicht wie geplant verlaufen. Scheint sich durch die gesamten Tage zu ziehen. Langsam wird man aber gelassen.
Doch zuerst zur Tour: wir planen einen Tour entlang der Mosel und dann durch Eifel mit Zwischenstopp in Trier, Mietmotorrad abgeben.
Es geht los Richtung Kröv, Wein kaufen. Kröver Nacktarsch. Muss sein. Danach entlang der Hänge der Mosel und durch schöne Seitentäler bis Cochem. Nach einer kleinen Stärkung in einem Café biegen wir dann ab Richtung Eifel.
Immer mal wieder steht eine dunkle Wolke vor uns, aber wir bleiben von Regen verschont.
Wir kommen durch einen kleinen Weiler namens Rom. Hatte mir Rom immer größer vorgestellt.
Es geht weiter über kleine Straßen und durch verschlafene Ortschaften bis Trier. Die Indian macht klaglos mit. Ist aber für diese Gegend ein wenig zu hart gefedert. Ich war ganz froh, manche Straßen mit der Reiseenduro fahren zu dürfen. Kann mich gut daran erinnern, wie solche Straßen mit der Harley zu fahren waren. Spaß ist da was anderes.
In Trier dann die Nachricht aus Bruchmühlbach: die Harley ist fertig und wir sollen sie abholen kommen. Heute noch? Ja!
Es ist bereits kurz vor 18 Uhr und wir machen uns notgedrungen auf den Weg.
Damit ist die auch Planung für den gemütlichen Abschlussabend ad acta gelegt. Wird nicht reichen. Aber egal, Planänderungen sind wir zwischenzeitlich gewohnt.
Wir fahren direkt über die Autobahn hin. Maschine ist fertig und wartet. Zurück geht es dann nach kurzer Autobahnetappe über Landstraßen. Aufgrund der erwarteten Ankunftszeit entscheiden wir uns, unterwegs Essen zu gehen. Für den Rückweg planen wir schnelle Landstraßen durch den Hunsrück. Sind klasse zu fahren und bei untergehender Sonne ergibt sich ein tolles Lichtspiel auf den dann richtig leeren Straßen.
Zum Schluss dann noch das Sahnehäubchen obendrauf: eine herrliche Abfahrt durch die Tiefenbachschlucht hinab ins Moseltal.
Um kurz nach 22 Uhr kommen wir wieder im Hotel an und beschließen den Abend gemütlich bei einem Dosenbier …
Tourdaten:
450 km
8:31 Fahrzeit
Tag 4 – Heimreise
Leider geht es schon wieder nach Hause. Hoffentlich heute mal so, wie geplant. Aber natürlich nicht. Von der ursprünglichen Planung der Heimfahrt über Mosel und entlang des Rheins nehmen wir Abschied. Wir wollen die verpasste Strecke von der Anreise nachholen. Und die Touristenströme entlang der Flüsse an einem Samstag vermeiden.
Das Wetter stimmt ausnahmsweise mal. Wir freuen uns auf eine sonnige Tour.
Bei Bernkastel-Kues verlassen wir die Mosel durch das Tiefenbachtal (musste einfach nochmal sein) und erreichen die Höhen des Hunsrück. Über Felder und sanfte Hügel, durchbrochen von kleineren Wäldern geht es durch den Hunsrück, immer auf kleinen Straßen bis Kaiserslautern.
Unsere Suche nach einer Tankstelle und Café gestaltet sich aber dann schwieriger als gedacht. Wir sind zu einem kurzen Abstecher gezwungen. Stört aber nicht weiter, wir liegen gut in der Zeit.
Wir fahren weiter durch den Pfälzer Wald, unter anderem vorbei am bei Motorradfahrern beliebten Johanniskreuz. Und es sind genügend unterwegs. Die Fahrweise und Lautstärke einiger bestätigt, warum so viel Stimmung gegen Motorräder gemacht wird. Unbelehrbar.
Auf kleineren Straßen geht es weiter bis in die Rheinebene an der Pfälzer Weinstraße.
Das letzte Stück absolvieren dann auf der Autobahn bis Stuttgart.
Trotz der vielen Planänderungen und dem Wetter war es doch eine tolle Tour, mit vielen Eindrücken und Erlebnissen.
Tourdaten:
316 km
5:50 Fahrzeit
Um die vielen Eindrücke ein wenig einzufangen, habe ich ein Video erstellt: