Thüringer Wald 2020

Geplant war ja der Gardasee für dieses Jahr, das Südufer und die Lessinischen Berge. Dank Corona mussten wir den Gardasee stornieren. Also fällt die Tour dieses Jahr aus. Basta. Finito.
So die Gedanken im April/Mai. Wer hätte gedacht, dass sich die Lockerungen doch schneller ergeben und man wieder reisen darf.

Daher die spontane Entscheidung, ein verlängertes Wochenende für eine Tour zu nutzen. Wohin, wenn man nur 3 Tage Zeit hat? Zu weit weg lohnt nicht. Zu nah ist langweilig. Die Wahl fiel auf den Thüringer Wald.
Ist eine gute Tagestour entfernt, und von uns war noch keiner dort Motorrad fahren.

Also entschieden und sofort an die Planung gemacht. Wohin, was lohnt sich? Etappentour oder feste Unterkunft?

Aus Bequemlichkeit haben wir uns für eine feste Unterkunft entschieden. Keiner wollte die Tagestour mit Gepäck absolvieren. Gefunden haben wir ein großes Hotel mit herrlichem Ausblick und einem All-Inclusive-Angebot. Nicht, dass wir das gebraucht hätten, sind wir doch tagsüber eh nicht da. Aber man muss sich einfach keine weiteren Gedanken mehr machen und der Aufpreis gegenüber Halbpension war gering.

Untergekommen sind wir im Ferienhotel Rennsteigblick in Friedrichroda, eigentlich in einem abgelegenen Nebenort namens Finsterbergen. Wenn das mal kein böses Omen ist. War es nicht, wie sich glücklicherweise herausstellte.

Tag 1, Anfahrt

Ca. 400 km lassen sich Überland kaum an einem Tag bewältigen. Zumindest nicht, wenn man nebenher auch noch die Landschaft sehen und nicht zu sehr hetzen möchte. Wir haben die Anfahrt also zweigeteilt:
ein erster Teil über die Autobahn, um die bekannten Gegenden schnell hinter uns zu lassen, und ein zweiter Teil in uns unbekannten Gegenden gemütlich Überland.

Den ersten Teil zu beschreiben wäre müßig, keine Highlights für Motorradfahrer. Autobahn halt. Laut, starker Fahrtwind, öde. Sparen wir uns das Thema.

Umso schöner dann der zweite Teil der Anfahrt:

https://calimoto.com/calimotour/tüwa-anfahrt-teil-2-r-KWm1NB0y25

Es geht durch einsame Gebiete, uns begegnen nur wenige Fahrzeuge, noch weniger Motorradfahrer. Dachte immer, Deutschland sei so dicht besiedelt. Offensichtlich doch nicht. Aber dieser Eindruck wird uns die gesamte Tour begleiten.

Die Fahrt geht über angenehme Landstraße, mit Kurven gerade richtig für eine Harley. Schönes zügiges Fahren, ohne ständiges Bremsen und Beschleunigen.

Auf den Übergang von Bayern nach Thüringen hatte ich einige Erwartung gesetzt. Dachte, man wird auf die ehemalige Grenze hingewiesen oder ähnliches. Aber nichts, nada, gar nix! Nur an den Kennzeichen der geparkten Autos in den Ortschaften erkennen wir, dass wir Thüringen erreicht haben.

Weiter geht es über kleine Straßen und durch kleine Ortschaften. Herrliches Fahren. Gegen Ende bekommen wir auch schon einen ersten Eindruck vom Thüringer Wald. Es geht durch ein großes Waldstück, das uns stark an den heimischen Schwarzwald erinnert. Die vielen, großen Parkplätze im Wald lassen befürchten, dass es am Wochenende voll werden könnte hier. Hoffentlich nicht morgen, auf unserer Tagestour.

Nach etlichen Stunden erreichen wir dann Finsterbergen und unser Hotel, hoch oben über dem Ort. Ein freundlicher Empfang erwartet uns und das Angebot, die Motorräder überdacht im Wirtschaftshof abstellen zu dürfen. Nehmen wir gerne an.
Bis zum Abendessen (Buffet) bleibt uns noch ausreichend Zeit, das Gepäck zu verstauen und uns frisch zu machen. Und das kühle Abendbier wartet.

Abend im Thüringer Wald
Abend im Thüringer Wald

Tag 2, Tagestour

Die Sonne scheint, und nach einem ausgiebigen Frühstück geht es los. Tagestour durch den Thüringer Wald. Inspiriert hat uns dieser Bericht:

https://www.motorradundreisen.de/motorrad-news/heisser-ritt-thueringer-wald/5286/

Natürlich haben wir die Strecke auf unsere Gegebenheiten angepasst:

https://calimoto.com/calimotour/tagestour-thüwa-r-nTMm6YCDZE

So schön die Sonne scheint, die Temperatur passt nicht zu einem Sommertag im Juli. Also dann eben mit Pullover und im Zwiebelschalenprinzip angezogen. Könnte ja noch warm werden.

Die erste Etappe geht nach Friedrichroda. Wir müssen die Tanks füllen nach der Anfahrt gestern. Danach ging es aber auch gleich los, bereits hinter Friedrichroda biegt die Strecke ab in den Wald und hinauf in Berge. Es geht kurvig im Wald auf gut ausgebauten Straßen.

Dann rechts der Abzweig zum Inselsberg. Also hoch. Auf der Straße nach oben dann urige Kopfsteinpflasterstraßen. Manchmal wünscht man sich eine Enduro …

Oben angekommen machen wir uns sofort auf den Weg zum Aussichtspunkt und werden nicht enttäuscht: ein herrlicher Rundumblick bis tief hinein nach Thüringen.

Inselsberg
Inselsberg

Danach geht es weiter auf der Tour. Die Strecke weist als nächstes Highlight die Stadt Eisenach auf, mit ihr natürlich als Muss zur Besichtigung die weltbekannte Wartburg.

Also hin zur Burg, die Motorräder auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz abgestellt und dann hinauf zur Burg. Die Helme und Gepäckstücke kann man zum Glück beim Parkplatz in Schließfächer geben, trotzdem entschließen wir uns, den Shuttlebus zu nehmen.

Auf der Burg natürlich ein Riesengedränge. Klar für einen Samstag im Ferienmonat Juli. Wir verzichten deshalb auf eine Besichtigung im Inneren der Burg und nehmen einen Kaffee in einem der Cafés vor der Burg.

Wartburg
Wartburg

Die Besichtigung hat uns doch Zeit gekostet, und die Sonne erinnert sich ebenfalls an ihre Aufgabe und wärmt zwischenzeitlich ganz gut. Also nutzen wir unser Zwiebelschalenprinzip und verstauen erstmal die Pullover im Gepäck.

Dann geht es aber auch wieder los. Jetzt mal Strecke machen.

Durch Wälder und über kleine, leere Straßen geht es bis Bad Salzungen. Danach wird die Landschaft abwechslungsreicher und wir fahren kilometerlang durch Getreidefelder. Sind wir aus Württemberg mit den kleinen Landschollen gar nicht gewöhnt. Felder bis zum Horizont, lange begegnet einem kein Auto oder Mensch. Auch die Orte wirken ruhig.
Eine Wohltat.

Die Straßen sind wie geschaffen für die Harleys. Sanfte Kurven, schön in die Landschaft eingefügt, die man mit einem ruhigen Rhythmus entspannt durchfahren kann. Könnte ewig so weitergehen.

Weites Land
Weites Land

Aber langsam ist neben dem Bollern der Zweizylinder auch das Knurren der Mägen zu hören. Wir vereinbaren, am nächstbesten Würstchenstand anzuhalten. Auf dem Speiseplan steht natürlich eine Thüringer Rostbratwurst.

Leichter gesagt als gefunden. Waren zu Beginn der Tour bei den Touri-Highlights noch Stände ohne Ende zu sehen, suchen wir jetzt vergeblich.

Es wird Nachmittag, als wir endlich beim Kloster Veßra im Augenwinkel eine Imbißbude ausmachen. Also schnell kehrt gemacht und direkt hin.

Der Wirt ist zwar drin und grillt auch, aber leider ist die Imbissbude geschlossen. Er bereitet für Abends vor. Schade. Was tun? Nebenan ist ein Gasthaus und wir laufen bereits Richtung Aushang, als der Wirt der Imbissbude uns anbietet, ein paar Würstchen könnte er schon machen. Klasse. Mehr wollten wir ja auch gar nicht.

Es waren die besten Thüringer Würste, die ich je hatte. Hat den Nachteil, dass ich wahrscheinlich bei uns nie wieder eine vergleichbare bekommen werde.

Wir kommen mit dem Wirt ins Gespräch und er meinte, zu denen da drüben hätte er uns auf keinen Fall gehen lassen können. Zu Recht, denn wie sich später herausstellt, hat es sich um ein Szenelokal von Rechtsradikalen gehandelt. Wir sind ihm also zu doppeltem Dank verpflichtet.

Nach diesem herausragenden Imbiss machen wir uns auf die Schlussetappe der Tagestour. Es geht nochmals durch den Thüringer Wald.

Wieder schaffen wir es rechtzeitig vor dem Abendessen. Der Abend wird lang und die Tour noch in allen Einzelheiten diskutiert. Tolle Eindrücke, die wir mitgenommen haben.

Tag 3 Heimfahrt

Zurück nach Stuttgart ging es auch wieder an einem Tag. Viele Stunden im Sattel stehen uns bevor. Also frühes Frühstück, Check-out im Hotel und Motorrad beladen.

Dann der Schreck: meine Harley startet nicht! Zündung geht, Lichter leuchten. Aber der Anlasser bewegt sich nicht. Kein Geräusch, nichts.

Erster Versuch: wieder ein Relais kaputt (wie früher)? Ersatzrelais seit damals dabei und ausgetauscht. Ergebnis: keine Änderung.

Dann wird es wohl die Batterie sein. Ist auch schon ein paar Jahre alt. Zum Glück hat ein Kumpel ein Starterkabel für Mopeds dabei. Also angeschlossen an seine Maschine und siehe da: sie startet!

Jetzt nur nicht ausgehen lassen. Also läuft sie bis Mittags durch.

Dann aber auf die Strecke: es geht über Landstraßen bis Fulda. Die Gegend erinnert teilweise stark an das Allgäu. Bergig, Felder, sanfte Kurven. Ideal für die Harley.

Danach geht es durch den Spessart. Tolle waldreiche Gegend.
Aber leider viel zu viele Motorräder. Und zu viele laute. Schade.

Also schnell raus aus dem Spessart. Über den Main geht es nun in Richtung Odenwald. Wieder tun sich andere Landschaften auf. Scheint offenbar kein Wald, denn wir fahren vorbei an Feldern, die bis zum Horizont reichen.

Nach einer Pause im Biergarten geht es dann auf die letzte Etappe: per Autobahn ab Heilbronn bis Stuttgart. Nicht besonders erwähnenswert; Autobahn mit Motorrad ist halt einfach nur laut und langweilig.

Rückfahrt:
Über Fulda, Spessart, Odenwald und Autobahn ab Heilbronn:
https://calimoto.com/calimotour/rückfahrt-thüwa-r-arjijaq4yT

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